Story Um die Neuansiedlung von Landärztinnen und -ärzten zu unterstützen und deren Arbeitsbedingungen zu verbessern, wünschte sich der Landkreis Oder-Spree ein modulares Architekturkonzept für ein Ärztehaus, das auf verschiedene Standorte im Landkreis angewendet werden kann.
Modulares Gebäudekonzept Das Grundkonzept basiert auf fünf Raumtypen, die bei gleichbleibenden Spannweiten beliebig oft hintereinander geschaltet werden, um auf die Raumanforderungen der Nutzer zu reagieren. Mehrere Gebäude gleichen Grundtyps können miteinander verbunden werden, um Ärztehäuser mit einer bis zu vier Praxen zu errichten. Der Eingangsbereich mit Warteraum dient immer als gemeinschaftlich genutzter Verteiler, in dem auch eigenständige Veranstaltungen, wie z.B. Gesundheitslehrgänge stattfinden. Der Windfang ist ausreichend groß, um als wettergeschützter Abstellbereich für Kinderwagen oder Gehhilfen zu dienen. Als eingeschossiges Gebäude mit Satteldach passt sich das Ärztehaus harmonisch in die regionalen Ortsbilder ein.
Ärztehaus mit zwei Praxen Das Ärztehaus im brandenburgischen Friedland bei Beeskow ist für zwei Arztpraxen konzipiert. Beide Arztpraxen verfügen über jeweils vier Behandlungszimmer und ein Labor, sowie über Umkleide- und Aufenthaltsräume für die Mitarbeitenden. Um die Behandlungsräume sehr gut zu belichten, wird Sonnenlicht aus Lichtkaminen im Flur über Oberlichter in die Räume verteilt. In allen Zimmern befindet sich eine Raumnische, die der Integration eines Schrankelements mit Waschbecken dient.
Konstruktion Das Ärztehaus wurde als Holzbau errichtet. Um die Einbindung lokaler Bauunternehmen zu ermöglichen, wurde das Gebäude nicht in Raummodulen, sondern im Elementbau mit ausgedämmten Holzrahmenbauteilen geplant. Die nischenartig ausgebildeten Wände zum Flur bestehen aus Brettsperrholz. Es wurden überwiegend nachwachsende und rezyklierbare Materialien eingesetzt. Als Dämmungen kommen in Wänden und Dach Zellulose und im Fußboden eine mineralische Schüttung zum Einsatz. Das Dach ist mit Wellblech eingedeckt. Regenwasser tropft frei ab und versickert vor Ort. Die technische Gebäudeausstattung ist weitestgehend ortsunabhängig konzipiert, um Standortanpassungen zu minimieren. Das Gebäude wird mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe geheizt, deren Wärme aus 3 Erdwärmesonden gewonnen wird. Um eine ausreichende Regeneration des Erdreiches zu gewährleisten, wurden auf der zum Süden geneigten Dachfläche Photovoltaik-Hybridmodule installiert, die neben der Stromerzeugung auch Warmwasser erzeugen. Dies kann bei einem ungleichmäßigen Verhältnis von entzogener Wärme und Kälte in den Solekreis eingespeist werden, um das Erdreich zu regenerieren. Im Sommerfall gibt es die Möglichkeit, die Räume über die Fußbodenheizung zu kühlen, ohne dabei aktiv die Wärmepumpe zu betreiben.